Lebensanfang

Welcher Schutz gebührt dem menschlichen Embryo? Was bedeutet die Verfügbarkeit von Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik für den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung? Welche Herausforderungen stellen sich bei einer Familienbildung mit Hilfe gespendeter Samen- oder Eizellen? – Ethische Fragen am Lebensanfang sind vielfältig und betreffen nicht nur den Schutz des menschlichen Lebens in seinen Frühstadien, sondern auch den Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Behinderung oder Vorstellungen von Elternschaft und Familie.

Vor allem zum Thema Präimplantationsdiagnostik, Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch haben sich die Kirchen bzw. kirchliche Einrichtungen in den letzten Jahren wiederholt geäußert. Über die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in kirchlicher Trägerschaft, aber auch die evangelischen Krankenhäuser sind Kirche und Diakonie hier unmittelbar an der Betreuung und Begleitung von Frauen und Paaren in Konfliktsituationen beteiligt. Auch an der gesellschaftlichen Debatte um den Import humaner embryonaler Stammzellen Anfang des Jahrtausends haben sich die Kirchen engagiert beteiligt. Dass die Frage nach dem moralischen Status des Embryos vor der Implantation auch innerevangelisch umstritten ist, zeigt die Argumentationshilfe „Im Geist der Liebe mit dem Leben umgehen“ von 2002. Ethische Fragen der Reproduktionsmedizin sind vom Rat bzw. der Synode der EKD vor allem in der Frühzeit der In-vitro-Fertilisation thematisiert und seitdem nicht mehr umfassend aufgegriffen worden. Die entsprechenden Texte (u.a. „Zur Achtung vor dem Leben“ von 1987) sind daher vor allem von historischem Interesse, spiegeln aber nicht mehr unbedingt den aktuellen Stand der kirchlichen Meinungs- und Urteilsbildung wider.

Neben der ethischen Orientierung ist es den Kirchen auch ein Anliegen, Eltern, Paare und Familien in schwierigen Lebenssituationen, z.B. nach einer Fehl- oder Totgeburt, seelsorglich zu begleiten. Hierzu wurde vielfältiges Material erstellt.